Hinter den Schneekulissen: Pistenpräparierung im Fokus

Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, eine Runde mit dem Pistenbully zu drehen? Dieser Wunsch stand auch ganz oben auf meiner To-Do Liste und genau deshalb bin ich für euch mitgefahren.

Neben dem Interesse an schweren Maschinen und der aufregenden Fahrt, faszinierten mich vor allem die Menschen und die Arbeit, die dahinter steckt. Was bedeutet es wirklich, einen Pistenbully zu lenken? Ist es so beeindruckend, wie die meisten denken? All diesen Fragen bin ich vor einigen Tagen auf den Grund gegangen.

Unsere Reise begann um 17 Uhr bei der Hornspitz Talstation von der aus wir uns mit dem Skidoo zur Mittelstation aufmachten. Hier erwarteten uns bereits Kollege Johann und unser abendliches Programm. Während wir in unser Gefährt für diesen Abend hüpften, startete der Kollege den Prinoth neben uns.

Wer mich kennt, der weiß, so eine Fahrt mit mir kann lange werden, denn ich habe viele Fragen. Am Weg hinauf zum Hornspitz habe ich also nicht nur gestaunt, gefilmt und fotografiert. Hauptsächlich war ich also damit beschäftigt, meinem Kollegen Philipp Löcher in den Bauch zu fragen, danke für die Geduld an dieser Stelle.

Ich habe mich gefragt, was so ein Pistengerät nun eigentlich alles kann und was es heißt eine Piste zu präparieren. Hinter den Kulissen arbeiten spezialisierte Teams und beeindruckende Maschinen im Einklang, um die perfekte Schneeoberfläche zu schaffen. Insgesamt 14 Maschinen und Fahrer gehen bei uns um 17 Uhr an ihre Arbeit um die nächsten Stunden die optimale Zeit für die Pistenpräparierung zu nutzen. Das hat seinen Grund: Der Schnee benötigt einige Stunden zum Durchbinden und Verfestigen, damit er am nächsten Morgen kompakt für die Wintersportler ist. Das wird als Sinterprozess bezeichnet, wusstet ihr das?

Ein weiterer Grund für den nächtlichen Einsatz ist die Sicherheit. Durch die Verwendung der Winden an Pistenraupen besteht im Pistenbereich unter Umständen auch Lebensgefahr für Skifahrer und Tourengeher. An die entsprechenden Pistensperren ist sich also unbedingt zu halten!

Stay safe - So sieht es aus, wenn eine Piste gesperrt ist

Während wir uns weiter Richtung Edtalmbahn aufmachen, bin ich fasziniert vom Innenraum der Maschine und den vielen Anzeigen und Knöpfen, die der Fahrer zur Verfügung hat.

Philipp erklärt mir, dass jede Maschine eine Schneehöhenmessung integriert hat. Das heißt sie wird über ein GPS-Gerät eingemessen und zeigt dem Fahrer in Echtzeit die Schneehöhe hinter und vor der Maschine und vor allem auch im Bereich des Schildes an. So weiß der Fahrer genau, wo es wieviel Schnee braucht. Das hat also das bunte Display zu bedeuten. Ich lerne, dass wir bei blau relativ entspannt sein können, während es bei Rot etwas kritisch wird. Aber warum ist diese integriere Schneehöhenmessung so wichtig?
Es hilft vor allem zum Saisonstart bei der internen Kommunikation mit den Kollegen bei der Grundbeschneiung. Es gibt Auskunft darüber wieviel Schnee in den einzelnen Bereichen vorhanden ist. Je nach zusätzlichem Naturschnee, kann dank der Maschinen beurteilt werden, wieviel Kunstschnee es wo noch braucht. Das ist nicht nur effizient, sondern auch kostensparend!

Neben dem Display gibt es fahrzeugübliche Anzeigen, ein Lenkrad und einen Joystick zur Bedienung der Fräse. Fasziniert von all dem Innenleben stellt sich da bei mir sofort die Frage: „Ist es mir auch möglich, eine solche Maschine zu steuern?“ „Jein“, meint Philipp. Es handelt sich dabei um eine selbst fahrende Arbeitsmaschine, für die es grundsätzlich keinen Führerschein braucht. Aber es bedarf guter interner Einweisung und viel Erfahrung (mind. 3 Wintersaisonen), um das Gelände gut genug zu kennen und mit der Maschine zurecht zu kommen. Ein Führerschein ist deshalb bei uns in jedem Fall gewünscht.

Bevor ich das Gefährt wechsle, interessiert mich noch eine Sache: Wie ist das eigentlich als Pistengerätefahrer, welche Sonnen- und welche Schattenseite hat, dieser Beruf? Das ist für Philipp nicht schwer zu beantworten:

„Du bist der Erste und der Letzte am Berg, die Ruhe und die Stimmung sind zu dieser Zeit einzigartig. Aber man darf nicht vergessen, dass wir bei jedem Wetter im Einsatz sind, also auch wenn es regnet, stürmt, schneit und keine Sicht ist. Und es muss einem bewusst sein, dass man arbeitet, wenn alle anderen bereits zu Hause sind. Das muss man mögen.“ 

Während es für die Kollegen noch bis Mitternacht und darüber hinaus weitergeht, mache ich mich mit Europameister im Pistengerätefahren, Johann Wallner, auf den Weg zurück zum Ausgangspunkt. Als ich so neben Johann in seinem Prinoth sitze und mit ihm über die letzten Jahrzehnte als Pistengerätefahrer quatsche, präpariert er in aller Seelenruhe und mit viel Feingefühl die Pisten im Fredy-Land und es wird mir klar, dass er seine Berufung gefunden hat.

Lieber Philipp, lieber Hans! Danke für's mitnehmen und die Zeit, die ihr euch genommen habt. Vor allem aber danke an das gesamte Team, dass ihr uns jeden Tag optimale Pisten bereitet. Jetzt weiß ich das noch mehr zu schätzen!